Unter zwei Grad betrug die Wassertemperatur im Schwimmbecken in Molveno, als Kilian Graef überraschend zwei deutsche Rekorde schwamm und in der Lagenstaffel Vizeweltmeister wurde. Helfer entfernten jeden Morgen die über 5 Zentimeter dicke Eisschicht, um die Eisschwimmweltmeisterschaft im einem kleinen Ort umgeben von den schneebedeckten Bergen der Dolomiten möglich zu machen. Um die 750 Teilnehmer aus etwa 50 Ländern nahmen am Jahreshöhepunkt der Eisschwimmer vom 13. bis 18. Januar teil. Unter ihnen auch Kilian Graef vom SC Regensburg, der mit seiner Leistung zufrieden ist: „Es ist für mich noch nicht ganz greifbar, dass ich mit der Weltspitze mithalten konnte. Das war für mich eine Riesenüberraschung, nachdem ich die Meldezeiten der Gegner gesehen habe und den kompletten Dezember wegen einer verschleppten Erkältung nicht bei voller Intensität trainieren konnte.“
Am ersten Tag, in den Vorläufen über 100 Meter Rücken und 500 Meter Freistil lief es, wie im Vorhinein befürchtet. Graef schwamm auf Platz 15 und 16. Am zweiten WM-Tag gelang dem 19-Jährigen die Trendwende. Schon im Vorlauf unterbot er seinen deutschen Rekord über 50 Meter Rücken – Graefs Paradestrecke. Und löste in 31,13 Sekunden das gewünschte Finalticket. „Mich bei dieser genialen Atmosphäre im Flutlicht mit den besten der Welt messen zu dürfen, das war mein Ziel“, sagt Graef. Vom deutschen Lager angetrieben, verbesserte der gebürtige Franke seinen Rekord aus dem Vorlauf nochmal deutlich auf 30,52 Sekunden. Damit wurde er Fünfter in der Gesamtwertung, was seine beste Einzelleistung bei bisher drei WM-Teilnahmen ist. In der Altersklasse 18-24 Jahre, wurde Graef Vizemeister hinter dem US-amerikanischen Olympiafinalisten von Paris – Keaton Jones. Dieser stieß in neue Sphären vor und brach mehrere Weltrekorde. Euphorisiert vom Finale ging es für Graef 30 Minuten später zum dritten Mal an diesem Tag über 50 Meter Rücken zur Sache. Nämlich als Teil der deutschen 4×50 Meter mixed Lagenstaffel. Mit seinen Teamkollegen Christina Gockeln, Marie-Therese Bartl und Kilian Franke, holte Graef die Silbermedaille. Der Vorsprung vor den Drittplatzierten Dänen betrug nur eine Sekunde. Platz zwei in der Staffel war für den Regensburger „der krönende Abschluss des Abends.“ Weiter geht es für ihn in zwei Wochen als Gesamtführender bei der dritten Station des Deutschlandcups in Burghausen. Die nächste Weltmeisterschaft findet 2027 in den französischen Alpen statt. „Da bin ich hoffentlich wieder am Start und versuche vorne anzugreifen. Aber bis dahin dauert es ja noch ewig, so weit in die Ferne schaue ich noch gar nicht.“
von Franz Korbas